Tennisplatz

-Der mittelgroße Tennisplatz, in der Mitte ein Netz über das die Bälle gespielt werden sollen.-

Javier ließ sich am Rande des Platzes nieder und legte die Sporttasche neben sich ab. In letzter Zeit war er nicht oft dazu gekommen, sich sportlich zu betätigen. Die Sonne blendete ihn leicht und er schloss reflexartig die Augen.
Anscheinend konnte er ein gepflegtes Tennisspiel vergessen, ohne Spielpartner. Aber er hatte keine Lust zu gehen und legte sich einfach auf den Rasen, seine Tasche unter dem Kopf.

Kim lief ziemlich langsam, was möglicherweise an der prallen Sonne lag, oder aber am schweren Gepäck, dass langsam lästig wurde. Aber sie konnte den Tennisplatz schon erkennen und begann, die letzten Meter etwas zügiger zu gehen. Wenig später sah sie auch den Jungen, der am Rand des Spielfeldes auf dem Gras lag und sich von der Sonne bescheinen ließ. "Haallooo!", rief sie, kurz bevor sie da war. Sie stellte sich so vor ihn, dass sie die Sonne verdeckte und schmiss das Gepäck etwas weiter weg auf den Boden.
Sie kannte den Typen nicht, aber er sah recht gut aus.
Anscheinend konnte er kein Tennis spielen, weil niemand da war um am Spiel teilzunehmen.

Fast war Javier schon eingedöst, als er die Dunkelheit, die ihm durch die geschlossenen Augenlider in die Wahrnehmung krochen, bemerkte. Eine Mädchenstimme grüßte ihn überschwänglich und er öffnete die Augen. "Hallo!", erwiderte er den Gruß mit einem verschüchtertem Lächeln.
Das junge Mädchen, das die Sonne verdeckte und ihm Schatten spendete, war recht klein und blond. Sie sah frech aus und süß, und während er sie ansah, kribbelte etwas in seiner Magengegend.
Schnell hob er den Oberkörper und stützte sich auf die Wiese.
"Ähm.. Ich bin Javier. Naja, Freunde nennen mich eigentlich oft Jaco oder Copo, wegen meinem komischen Zweitnamen, Jacopo." Er grinste schief, aber zurückhaltend.

Er hat ein so süßes Lächeln, dachte Kim, als Javier antwortete.
Dann setzte sie sich neben ihn und grinste ihn an. "Alles klar, Jaco! Ich bin Kim, kannst mich auch Kimmy oder so nennen." Sie spürte, wie die Sonne von oben auf ihren Kopf prallte. "Ungewöhlich warm hier. Hab ich gar nicht gemerkt, als ich im Bioraum saß. Unsere Lehrerin ist nicht gekommen..." Sie seufzte und deutete auf ihr Gepäck. "Ich musste alles hierherschleppen."
Kims Blick fiel wieder auf den Schläger, den Javier weggelegt hatte. "Du spielst Tennis? Das ist cool. Ich spiele manchmal, bin aber nicht sooo gut. Wenn du Lust hast.. könnten wir spielen? ..Ähm, entschuldige das ich dich so zulabere. Ich bin ziemlich gesprächig und naja..." Sie lächelte ihn an und hatte ein merkwürdiges Gefühl. Mannomann, ich rede mich hier um Kopf und Kragen.

Sie redete recht viel und Javier beobachtete jede ihrer Bewegungen.
Sie war auf andere Weise schön als die anderen Mädchen, die es nötig hatten sich aufzutakeln. Man konnte ihrem Gesicht die natürlichkeit ansehen, und ihre Augen hatten so ein wildes Funkeln, das ihn in deren Bann zog.
Er zog eine Augenbraue hoch, nachdem sie anscheinend fertig war. "Mein Unterricht ist ziemlich normal abgelaufen. Ja, ich spiele Tennis, und deswegen bin ich gleich nach Schluss hierhergelaufen.. Nur leider war kein anderer da. Ich würde gern mit dir spielen."
Sein Blick glitt über die einzelnen Gepäckstücke. "Das muss wirklich schwer gewesen sein, das tut mir Leid für dich. Und, ähm.. macht mir nichts aus, wenn du das Bedürfnis hast zu reden, ich kann gut zuhören." Wieder glitt ein schiefes lächeln über seine Lippen, und er stand auf. "Hast du einen Schläger dabei? Ich hab immer einen Zweitschläger bei mir, deswegen...?"

"Wär besser, du würdest mir deinen leihen!", meinte Kim, grinste und zog ihren alten, zerfledderten Schläger aus der Sporttasche, der verglichen mit dem Profiding von Javier ziemlich traurig aussah.
Javiers Gegenwart machte sie ein wenig nervös. Er hatte diese dunklen Augen, die irgendwie wissend aussahen und in denen man tief versinken konnte, sah man genau hin. Kim stand auf und ging zum Feld, Javier folgte ihr und gab ihr seinen anderen Schläger, der wie gesagt um einiges besser aussah. Dann machte sie den Aufschlag, leicht unprofessionell, aber recht angemessen für ihr Spielniveau. Javier spielte ziemlich gut, fast wie ein alter Profi. Aber man merkte, dass er sich zurückhielt um sie nicht ganz so fertigzumachen.

Javier wollte nicht unfair gegen ein Mädchen spielen und hängte sich nicht richtig rein beim schlagen. So gewann er trotzdem, mit zwei Punkten Vorsprung. Es wurde langsam wieder ein wenig dunkler, und sie beendeten die Partie erst einmal. "Das hat wirklich Spaß gemacht", meinte er zu Kim, "das können wir öfter machen." Er sah sie kurz von der Seite an, während sie zurück zur Schule liefen. Er hatte wie selbstverständlich ihr Gepäck genommen und trug es mit, wie es sich gehörte.
"Wir sollten dann wohl gleich in die Kantine gehen, ich schätze, es gibt gerade essen. Wir.. könnten zusammen essen", schlug er vor.

Kim lächelte fröhlich als Javier sie fragte, ob sie zusammen essen gehen könnten. Aufmerksam wie er war, hatte er einfach ohne ein Wort ihr Gepäck genommen und ihr beim Tragen geholfen. "Jaaah, lass uns zusammen essen! Ich bin schon wieder verdammt hungrig, nach diesem Mordsspiel", antwortete sie und wuschelte ihm von der Seite durch die Haare, wofür sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste, weil sie so klein war. Sie kannte ihn noch nicht sehr lange und fühlte sich trotzdem geborgen bei ihm wie bei einem Freund aus alten Kindertagen.
Gleichzeitig war er aber auch das ziemliche Gegenteil von ihr. Er war schüchtern, seine Augen blitzten nicht frech, sondern sahen irgendwie treu aus, wie die ihres Lieblingskuscheltiers. Und sie fand ihn nicht langweilig oder so, nein, es macht ihr enorm viel Spaß mit ihm unterwegs zu sein.

(Kim + Javier -> Kantine)